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Palliativmedizin in der Region: Mehr Lebensqualität für Schwerkranke

Schmerzen lindern ist eine Aufgabe des palliativen Netzwerkes. Darüber hinaus begleitet es Patienten und Angehörige auch in seelischen, spirituellen und sozialen Nöten.

Die moderne Palliativmedizin ist eine relativ junge Disziplin. In den 80er-Jahren aufgekommen, hilft sie schwerkranken Menschen, für die es nicht mehr um Heilung, sondern um Linderung von Beschwerden geht. Ihre Aufgabe ist die ganzheitliche Betreuung, das heißt es geht nicht nur darum, die körperlichen Schmerzen zu lindern, sondern den Patienten und seine Angehörigen auch in seelischen, spirituellen und sozialen Nöte zu begleiten.

Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität. "Den Tagen mehr Leben geben", so hat es Cicely Saunders, die Pionierin der modernen Hospiz-und Palliativbewegung einmal formuliert. Auch in unserer Region hat sich diese Bewegung etabliert.

Es gibt Hospizvereine. Die hauptamtlichen Mitarbeiter und die ehrenamtlich engagierten Hospizhelfer setzen sich für Schwerstkranke und Sterbende ein, begleiten und stehen zur Seite im Krankenhaus, zuhause oder im Pflegeheim. Es gibt Palliativstationen. Hier findet stationäre spezialisierte palliativmedizinische Begleitung statt.

Am Krankenhaus St. Josef wurde  2002 die Abteilung für Palliativmedizin eröffnet. Am Campus Bad Neustadt gibt es ebenfalls eine solche Station, sowie Palliativbetten in der Geomed Klinik Gerolzhofen. Es gibt die SAPV Palliativo Main-Saale-Rhön in gemeinsamer Trägerschaft von Krankenhaus St. Josef Schweinfurt und Leopoldina-Krankenhaus seit Januar 2018.

Ambulante und stationäre Versorgung 

Das Team von Palliativo versorgt ambulant Patienten aus dem Einzugsgebiet der Städte und Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Bad Neustadt und Rhön-Grabfeld. Leistungen sind unter anderem Beratung und Begleitung des Patienten und dessen Angehörigen, spezielle ambulante palliativmedizinische und palliativpflegerische Versorgung (Behandlung von Schmerzen und anderen Symptomen wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen), Hausbesuche und 24-Stunden Erreichbarkeit für versorgte Patienten. Ziel: Den Patienten in der letzten Lebensphase den Verbleib in der vertrauten Umgebung zu Hause zu ermöglichen, stationäre Einweisung nach Möglichkeit zu vermeiden. 

Das Team besteht aus 16 Mitarbeitern, Ärzte, Pflegekräfte und Seelsorgerin mit Zusatzweiterbildung in palliative care sowie gegebenenfalls weiteren Fachkräften. Es kooperiert mit Hospizdiensten, Sozialstationen, niedergelassenen Medizinern und stationären Versorgern und ist 24 Stunden an sieben Tagen die Woche erreichbar.  Um 360 Patienten kümmerte sich die SAPV im vergangenen Jahr berichten Gregor Stacha, Pflegerischer Leiter und Geschäftsführer und Peter Diehl, stellvertretender ärztlicher Leiter SAPV, Palliativo.

Ein Netzwerk ist entstanden

Die Hospiz- und Palliativversorgung versteht sich als Netzwerk. Man verweist aufeinander und lernt voneinander, entwickelt sich gemeinsam weiter. Dr. Ute Hiby, ärztliche Leiterin Palliativstation Campus Bad Neustadt, hat sich zum Beispiel für den Aufbau ihrer Station damals mit Dr. Susanne Röder, Chefärztin Palliativmedizin am St. Josef in Schweinfurt, kurzgeschlossen.

"Es geht immer um den Patienten", sagt Veit Oertel, Geschäftsführer SAPV Palliativo. Braucht ein Patient stationäre Palliativversorgung, weil es ambulant nicht mehr geht, hilft das Netzwerk.

Man unterstützt sich: Das trifft auch für die Hospizvereine zu, sagen Rita Hillenbrand (Koordinatorin Hospizverein Bad Kissingen), Monika Spath (Koordinatorin Hospiz-und Palliativdienst der Malteser in Schweinfurt) Heike Sahin, (Koordinatorin Hospizverein Rhön-Grabfeld), Martha Martin (Hospizverein Würzburg – Regionalgruppe Volkach/Gerolzhofen) und Dr. Johannes Mühler, (Vorsitzender Hospizverein Schweinfurt/Chefarzt Neurologie am Leopoldina-Krankenhaus). Für Dr. Mühler ist die Hospizbewegung die wirkstärkste bürgerschaftliche Bewegung des letzten Jahrhunderts. Betreuungsrecht, Patientenverfügung: All das wäre ohne diese Impulse nicht denkbar.

Dr. Alexander Kraus, Chefarzt Innere Medizin und Palliativversorgung Geomed Kreisklinik Gerolzhofen sieht die Palliativmedizin nicht nur als Erleichterung für die Patienten, sondern auch für die Ärzte, wenn sie wissen, dass ihren Patienten geholfen werden kann. "Das macht für mich die Sache leichter."

Was die Palliativstation für Patienten und deren Angehörige bedeutet, zeigt Dr. Susanne Röder beim Blick in das Erinnerungsbuch. "Diese Zeit jetzt ist Zeit angefüllt mit Hoffnung und Zuversicht. Zeit voller Freude, Zeit des Lachens und des Weinens. Wertvolle Zeit. Es ist die Zeit der Ungeduld und des Erwartens und vor allem Zeit der Erinnerung. "

Herzenswunsch: Ein Hospiz

Es gibt einen Herzenswunsch der anwesenden Netzwerker: Ein Hospiz für die Region. "Das wäre die Vervollständigung der Versorgungsstruktur", sagt Dr. Mühler. Was lange ein Traum war, wird jetzt konkreter. Der Schweinfurter Stadtrat hat beschlossen, Geld für eine Bedarfserhebung locker zu machen. Bedarf ist da, sind sich alle einig. Ärzte, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Hausärzte haben nun Fragebögen zur schriftlichen Bedarfsermittlung erhalten.

Wo das Hospiz stehen soll, wer es betreibt, das ist noch offen. Wichtig sei es, den Krankenkassen zu zeigen, dass Hospizbetten in der Region gebraucht werden, um so ein Projekt auf den Weg bringen zu können, so Mühler.

Kontakte: Stationäre Palliativversorgung : Brückenteam St. Josef Tel.: (0 97 21) 57 50 10. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV): Tel.: (0 97 21) 7 20 30 70. Hospizvereine: Bad Kissingen: Tel.: (0971) 7 85 88 56. Volkach/Gerolzhofen:  Tel.: (0 93 82) 92 05. Schweinfurt: Tel.: (0 97 21) 5 33 11 50, Malteser Hospizarbeit Schweinfurt: Tel.: (0 97 21) 93 09 11 32. Rhön-Grabfeld: Tel.: (0 97 71) 6 35 59 84. Geomed Kreisklinik Gerolzhofen: Tel.: (0 93 82 ) 60 13 81 

Quelle: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/palliativmedizin-in-der-region-mehr-lebensqualitaet-fuer-schwerkranke;art742,10466094

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